Vogelgrippe: Wer steckt wen an?

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Die Vogelgrippe breitet sich rasant aus. Um das Virus einzudämmen und weitere Mutationen sowie Rückinfektionen auf Wildvögel zu verhindern, ist eine umfassende Erforschung der Verbreitungsmechanismen …

Umfassende Erforschung der Verbreitungswege erforderlich

29. Oktober 2025 – Der NABU schaut mit Sorge auf die zunehmenden Vogelgrippe-Ausbrüche in Nutztierhaltungen und mögliche Rückwirkungen auf wildlebende Vogelarten. Dringend notwendig ist eine umfassende Erforschung der Verbreitungswege. „Anzunehmen, dass die Infektionswege eine Einbahnstraße sind, wäre naiv. Wo Viren hineingelangen und sich vermehren, also in die Geflügelhaltungen, können Viren ebenso herausgelangen – in andere Haltungen oder in die Natur“, so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger zum jüngsten Ausbruch der Vogelgrippe.

Viele Details des Infektionsgeschehens sind unklar, auch die Infektionswege sind nicht eindeutig zu benennen. Auch das bundeseigene Friedrich-Loeffler-Institut schließt Übertragungen aus Geflügelhaltungen auf Wildvögel nicht aus. Fest steht, dass sogenannte niedrigpathogene Geflügelpestviren schon lange in Wildvogelpopulationen existieren. Die Mutation zu hochansteckenden Viren wie dem jetzt grassierenden H5N1 geschah dann aber in ostasiatischen Geflügelbetrieben. Von dort aus gelangten die Viren zurück in Wildbestände und über die Handelswege in Geflügelbetriebe weltweit. Inzwischen sind H5N1-Viren ganzjährig präsent und haben sich mit Ausnahme Australiens über alle Kontinente verbreitet. Auf welchem Weg das Virus beim aktuellen Ausbruch auf Kraniche getroffen ist, lässt sich nicht sagen. Schon im Frühjahr und Sommer gab es vom Baltikum bis nach Spanien immer wieder vereinzelte Fälle in Geflügelbetrieben und bei Wildvögeln.


Mehr Wissen ist jetzt entscheidend

Nun müssen die Forschungsanstrengungen dringend verstärkt werden. Denn ob die Opfer Legehennen oder Kraniche sind: Die Vogelgrippe, auch bekannt als Geflügelpest, lässt sich nur eindämmen, wenn mehr über das Virus und die Verbreitungsmechanismen bekannt ist. „Bisher stehen wir den anhaltenden Virusmutationen hilflos gegenüber. Von Jahr zu Jahr sind immer mehr Vogelarten betroffen. Und bei Säugetieren gibt es neuerdings nicht nur vereinzelte Direktinfektionen durch Aasaufnahme, bei Nerzen und Robben kommt es zur Massenverbreitung innerhalb der Arten“, so Krüger.


Auswirkungen der Vogelgrippe auf Kraniche bisher nicht absehbar

Für einst seltene Vögel wie den Kranich kann die Geflügelpest fatal sein, droht sie doch die mühsam errungenen Schutzerfolge der letzten Jahrzehnte zunichtezumachen. Aktuell sind die Verluste nicht abzuschätzen, unklar ist auch, wie viele der infizierten Kraniche heimische Brutvögel sind. In Deutschland ziehen und rasten rund 400.000 europäische Kraniche, lediglich 12.500 Paare brüten hier. Mit nur einem bis zwei Jungen pro Jahr können Kraniche auf Einbrüche nicht rasch reagieren. Zudem macht ihnen der klimabedingte Schwund von Feuchtgebieten zu schaffen. Ist es zu trocken, können Fressfeinde die Kranichnester leicht erreichen und ausplündern, Nachwuchs bleibt immer öfter aus.

Um die Bestände des Kranichs und anderer Wildvogelarten trotz Geflügelpest zu erhalten, müssen wir ihre Lebensräume wirksam verbessern. Die Voraussetzungen dafür hat die EU mit dem Restoration Law bereits geschaffen. Jetzt müssen in den Bundesländern konkrete Maßnahmen zur Umsetzung entwickelt werden.


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