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Reutlingen erhält das Prädikat NABU-Naturwaldbetrieb: Über 2.000 Hektar naturnah bewirtschafteter Mischwald, großer Anteil ungenutzter Flächen und Lebensraum für seltene Arten machen die Stadt zu eine…

Naturnaher Waldbau und alte Wälder helfen vielen Arten

27. November 2025 – Reutlingen ist eine waldreiche Stadt – rund um die Stadt am Fuß der Schwäbischen Alb erstreckt sich mit rund 2.000 Hektar ein stattlicher und vielfältiger Laubmischwald mit Buche, Eiche und Bergahorn. Seit vielen Jahren wird der Wald naturnah bewirtschaftet und bietet Mensch und Natur eine Heimat. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf den Erhalt von Biotopbäumen und Totholz gelegt. Mehr als ein Zehntel des Waldes bleibt forstlich ungenutzt. Hier können sich die Waldflächen, ganz frei von menschlichen Eingriffen, zu ökologisch bedeutsamen alten Wäldern entwickeln. „Dieses Engagement hilft vielen Arten, die auf alte Wälder angewiesen sind, wie Bechsteinfledermaus oder Hirschkäfer. Sie finden hier dauerhaft einen attraktiven Lebensraum“, sagt NABU-Landesgeschäftsführer Uwe Prietzel. Im Rahmen eines Besuchs hat der studierte Förster Prietzel sich selbst ein Bild vom Reutlinger Engagement gemacht. Am heutigen Donnerstag zeichnet er die Stadt, vertreten durch Oberbürgermeister Thomas Keck, als zwölften NABU-Naturwaldbetrieb in Baden-Württemberg aus.

Oberbürgermeister Keck erklärt: „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung des NABU. Sie ist eine Anerkennung für unsere langjährigen Anstrengungen zur naturnahen Bewirtschaftung des Waldes und zeigt, dass vieles richtig läuft. Mit Sachverstand und Leidenschaft schaffen wir es, die wertvollen artenreichen Wälder in Reutlingen für heutige und zukünftige Generationen zu bewahren. Auch heute schon erfüllt der Wald viele Aufgaben, ist Erholungs- und Erlebnisraum, Wasserspeicher, Klimaschützer und Biotop. Damit er diesem Anspruch trotz Klimawandel auch künftig noch gerecht werden kann, setzen wir auf Naturverjüngung und eine Vielfalt heimischer Laubbäume, von denen wir erwarten, dass sie mit Hitze und Trockenheit besser zurechtkommen.“ Reutlingen ist einer der größten Waldbesitzer im Landkreis mit 2.037 Hektar, von denen 58 Prozent im Biosphärengebiet Schwäbische Alb liegen.

Hintergrund: NABU-Naturwaldbetriebe

Mit dem Prädikat NABU-Naturwaldbetrieb würdigt der NABU Kommunen und Waldbesitzende, die sich einem naturnahen Wald und naturschutzorientierter Waldbewirtschaftung verpflichtet sehen. In Baden-Württemberg gibt es nun zwölf NABU-Naturwaldbetriebe: Bad Dürrheim, Bietigheim-Bissingen, Calw, Hirschberg an der Bergstraße, Kämpfelbach, Königsfeld, Metzingen, Mönchweiler, Pfullingen, Reutlingen, Wimsheim und den Bundesforstbetrieb „Münsinger Hardt“ auf der Schwäbischen Alb.

NABU-Kriterien zur Waldbewirtschaftung in Naturwaldbetrieben:

  1. Verzicht auf kahlschlagsweise Nutzung der Wälder
  2. Verzicht auf Pflanzung, Vorrang für Naturverjüngung
  3. Verzicht auf Chemieeinsatz wie biologische Forstschutzmittel und Kunstdünger
  4. Sanfte Betriebstechnik
  5. Aktiver Waldnaturschutz durch naturnahe Waldbewirtschaftung und gezielte Maßnahmen des Biotop- und Artenschutzes (mindestens fünf Prozent der Waldfläche bleiben ungenutzt)
  6. Sicherung waldökologisch tragbarer Wilddichten, damit sich der Wald selbst verjüngen kann

Weitere Infos: Ausführlicher Kriterienkatalog für NABU-Naturwaldbetriebe