Berlin, 25. November 2025 – Der heute veröffentlichte Waldzustandsbericht 2025 bestätigt erneut: Der Berliner Wald ist stark geschwächt. 46 Prozent der Waldfläche weisen deutliche Gesundheitsschäden auf – was einem Anstieg von neun Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Anteil gesunder Bäume ohne sichtbare Schäden liegt bei drei Prozent – ein historischer Tiefpunkt. Die Baumarten der Berliner Wälder sind unterschiedlich stark betroffen. Während sich der Zustand der Kiefern weiter verschlechtert hat, ist die leichte Verbesserung des Zustands der Eichen ein Hoffnungsschimmer. Laut Bericht sind die anhaltende Trockenheit vor allem im Frühjahr sowie weitere Stressoren wie Mistelbefall Hauptgründe des besorgniserregenden Waldzustands.
Der Wald kommt nicht mehr zur Ruhe. Neben dem Klimastress durch Hitze, Dürre und Extremwetterereignisse wie das jüngste Sturmtief „Ziros“ setzen ihm auch politische Entscheidungen zu. Der Wald wird immer weiter zerschnitten und in Anspruch genommen.
Neben den klimatischen Herausforderungen verschärfen zahlreiche Bau- und Planungsprojekte die Lage. Wir sehen die im Rahmen des Windenergieflächenbedarfsgesetzes vorgeschlagenen Windeignungsgebiete besonders kritisch. Rund 285 Hektar – also mehr als die Hälfte der potenziellen Flächen – liegen in Berliner Waldgebieten. Einer der Standorte, Jungfernheide–Tegel, befindet sich sogar in einem vom uns vorgeschlagenen Naturschutzgebiet!
Hinzu kommen weitere Vorhaben wie die geplante Bebauung im Neuköllner Emmauswald oder „Am Sandhaus“ in Buch. Beide Projekte würden wertvolle Waldflächen in Anspruch nehmen, die als Lebensraum, Frischluftschneisen und Klimapuffer unverzichtbar sind. Das können wir uns angesichts des schlechten Waldzustands schlicht nicht leisten.
Unser Wald leidet nicht nur unter der Klimakrise, sondern auch darunter, dass immer neue Projekte in ihn hineingetrieben werden. Wenn wir ihn erhalten wollen, müssen wir endlich aufhören, ihn weiter zu belasten.
Der NABU Berlin fordert daher:
• Windenergie naturverträglich ausbauen – mit klarer Priorisierung für bereits vorbelastete Standorte statt intakter Waldflächen.
• Waldschonenden Wohnungsbau – keine weiteren Eingriffe in ökologisch wertvolle Bestände wie im Emmauswald oder „Am Sandhaus“ in Buch.
• Deutliche Reduzierung des Holzeinschlags – damit geschwächte Wälder Zeit zur Erholung bekommen und ihre Ökosystemfunktionen stabilisiert werden.
Der Wald ist einer unserer wichtigsten Verbündeten im Klimaschutz. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, ihn auch endlich so zu behandeln.
Text: Janna Einöder, 25.11.2025
Zum Berliner Waldzustandsbericht 2025: https://www.berlin.de/forsten/waldschutz/waldzustandsberichte/
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