16. Oktober 2025 – Der Calwer Stadtwald, im Naturpark Nordschwarzwald gelegen, ist ein stattlicher Mischwald und Heimat vieler seltener Tierarten. Dass sich die Bechsteinfledermaus hier wohl fühlt, neben Rotmilan, Haselmaus und gelegentlich einem Schwarzstorch, ist kaum verwunderlich. Mehr als ein Drittel des Baumbestands prägen alte starke Bäume. Mit mehr als 1.100 Hektar Fläche ist der Stadtwald einer der größten kommunalen Wälder Baden-Württembergs. Über die Hälfte der Waldfläche liegt in Wasser- und Quellschutzgebieten, 13 Hektar sind als Waldnaturschutzgebiete, 128 Hektar als Bodenschutzwald und 337 Hektar als Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen. In der Summe sind rund sieben Prozent der Waldfläche frei von forstlicher Nutzung. Hier dürfen sich die Waldbestände ganz frei zu Urwäldern von morgen entwickeln. Seit Jahrzehnten bewirtschaftet die Stadt mit ihren Förstern den Wald naturnah. Seit fünf Jahren hat sie zusätzlich ihre Waldstrategie an den Klimawandel angepasst, um den Wald langfristig als lebendiges Ökosystem zu verstehen, das sich im Gleichgewicht von Nutzung und Schutz entwickeln kann. Dieses vorbildliche Engagement nahm der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle heute (16.10.) zum Anlass für eine besondere Ehrung: Bei einem Waldbegang zeichnete er den Calwer Wald im Beisein von Oberbürgermeister Florian Kling, einigen Gemeinderäten und Revierförster Karlheinz Kollmannsberger mit dem Prädikat NABU-Naturwaldbetrieb aus.
Wer jagt unterm Blätterdach?
„Die Bechsteinfledermaus findet hier im reich strukturierten Calwer Laubmischwald den idealen Lebensraum. Dass sie hier unterm dunklen Blätterdach nachts nach Insekten jagt, kann man als tierische Auszeichnung verstehen“, so Enssle. Mit der Ernennung verpflichtet sich die Gemeinde Calw, den Wald nach den Grundsätzen des naturnahen Waldbaus und mit besonderem Blick für die Belange des Natur- und Artenschutzes zu pflegen, und zwar für mindestens zehn weitere Jahre.
Oberbürgermeister Kling erklärte: „Für unsere Stadt ist der Wald Lebens- und Erlebnisraum, den wir mit Bedacht hegen und pflegen. Er ist ein ganz besonderer Schatz, den wir für nachfolgende Generationen erhalten möchten. Die Auszeichnung des NABU ist für uns Ansporn und Verpflichtung zugleich, den erfolgreichen Weg auch in Zukunft engagiert weiterzugehen.“ Revierförster Kollmannsberger ergänzte: „Ein solcher Wald mit seinen Schutzgütern erfordert einen kenntnisreichen und gewissenhaften Umgang. Damit dies auch in Zukunft gelingt, verfolgen wir ein naturgemäßes Betriebsmodell, bei dem die verschiedenen Waldfunktionen im Einklang stehen. Zudem setzen wir auf eigenes Personal und bilden selbst aus.“
Hintergrund: NABU-Naturwaldbetriebe
Mit dem Prädikat NABU-Naturwaldbetrieb würdigt der NABU Kommunen und Waldbesitzende, die sich einem naturnahen Wald und naturschutzorientierter Waldbewirtschaftung verpflichtet sehen. In Baden-Württemberg gibt es nun elf NABU-Naturwaldbetriebe: Bad Dürrheim, Bietigheim-Bissingen, Calw, Hirschberg an der Bergstraße, Kämpfelbach, Königsfeld, Metzingen, Mönchweiler, Pfullingen, Wimsheim sowie den Bundesforstbetrieb „Münsinger Hardt“ auf der Schwäbischen Alb.
NABU-Kriterien zur Waldbewirtschaftung in Naturwaldbetrieben:
Weitere Infos: Ausführlicher Kriterienkatalog für NABU-Naturwaldbetriebe