Die alarmierenden Berichte des Weltklimarats (IPCC) und Weltbiodiversitätsrats (IPBES) haben uns vor Augen geführt, in welchem besorgniserregenden Zustand die Ozeane sind. Die größten und ältesten Ökosysteme der Erde werden wärmer, saurer, sauerstoff- und artenärmer. Infolgedessen nehmen Ökosystemleistungen und die Produktivität dramatisch ab. Auch in Nord- und Ostsee: Umweltziele wurden verfehlt, ein Drittel der Arten und Lebensräume stehen hier auf der Roten Liste.
Zuerst schien es so, als hätte die Politik die prekäre Lage der Meere begriffen. Mit einer Meeresoffensive zum Schutz der Meeresnatur sollte die Trendwende eingeleitet werden, wie bereits das namensgleiche Papier der Verbände zur Bundestagswahl 2021 forderte.
Doch einige Jahre später herrscht Ernüchterung. Viele der guten Vorhaben des Koalitionsvertrags befinden sich noch immer in der Umsetzung oder wurden gar nicht erst angegangen. Die Meeresoffensive ist steckengeblieben! Trotz einiger Lichtblicke, wie Fischereiregulierungen in Teilen der Meeresschutzgebiete der deutschen Nord- und Ostsee oder der beginnenden Munitionsbergung in unseren Meeren, wird die Industrialisierung der Meere weiter massiv vorangetrieben, Nutzungen nicht an den Belastungsgrenzen der Ökosysteme ausgerichtet.
Es hakt beim Meeresschutz in Nord- und Ostsee. Der Wirtschaftsstandort Deutschland und Sicherheitspolitik dominieren aktuelle Diskussionen. Dabei wird die Rolle der Meere bei möglichen Lösungsansätzen zu häufig missachtet. Der Erhalt lebenswichtiger Funktionen der Meere, zum Beispiel als natürliche Kohlenstoffsenke, spielt bei Entscheidungs- und Abwägungsprozessen weiterhin nur eine untergeordnete Rolle.
Grund genug, um mit 12 weiteren Organisationen in einem Papier die Kernelemente für eine zukunftsfähige Meerespolitik auszuarbeiten und die nationale und internationale Verantwortung Deutschlands für den Meeresschutz hervorzuheben.
Denn eins ist klar: Der schlechte Zustand unserer Meere verlangt rasches Handeln und die Umsetzung von Meeres-, Natur- und Klimaschutzmaßnahmen – politischer Wille aller Akteure und Entscheidungsträger ist hierfür eine unabdingbare Voraussetzung.
Die stetig zunehmenden menschlichen Aktivitäten in unseren Meeren verstärken die Klima- und Biodiversitätskrise, mit enormen Auswirkungen auf die Meeresökosysteme. Mit unserem gemeinsamen Papier senden wir einen dringenden Appell an alle Ministerien als auch die aktuellen und zukünftigen Mitglieder des Deutschen Bundestages, der Meeresschutzpolitik endlich mehr Bedeutung zukommen zu lassen:
Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Deepwave, Deutsche Stiftung Meeresschutz, Deutsche Umwelthilfe, Deutscher Naturschutzring (DNR), Environmental Justice Foundation (EJF), Fair Oceans, Forum Umwelt und Entwicklung, Greenpeace, M.E.E.R., Naturschutzbund Deutschland (NABU), Whale and Dolphin Conservation (WDC), WWF
Unsere Meere sind Klimaschützer, Heimat zahlreicher faszinierender Arten und Erholungsort. Damit das so bleibt, müssen wir sie besser schützen. Wie das der Politik gelingen kann, zeigt der 10-Punkte-Plan des NABU. Mehr →
Die Ozeane sind Opfer der Erderwärmung und gleichzeitig unsere größte Hoffnung. Als die stabilisierende Kraft unseres Klimasystems speichern sie Wärme, steuern das Wetter und sind die wichtigste Kohlenstoffsenke unseres Planeten. Ihr Schutz kann entscheidend für unser aller Zukunft sein. Mehr →
Meeresschutzgebiete können und sollen Refugien für seltene und bedrohte Arten und Lebensräume sein. Doch angesichts fehlender wirksamer Managementmaßnahmen werden sie dieser Funktion in der deutschen Nord- und Ostsee noch nicht gerecht. Mehr →