Glasscheiben stellen vor allem im Winter eine große Gefahr für Vögel dar. Das wurde auch einem jungen Turmfalken zum Verhängnis:Am 5. Oktober 2025 wurde der Vogel am Terminal 1 des Flughafens BER flugunfähig aufgefunden. Die Flughafenfeuerwehr brachte den Vogel in die Heim- und Kleintierklinik der FU Berlin, später übernahm die NABU-Wildvogelstation den Pflegling. Nach einer kurzen Eingewöhnung und ersten Flugversuchen in der Voliere konnte der Turmfalke am 28. Oktober wieder ausgewildert werden.
Doch dieses Happy End ist eher die Ausnahme als die Regel: Gerade in der Herbst- und Winterzeit steigt die Gefahr für Vögel, an Glasflächen zu kollidieren. Zugvögel, die sich auf die Reise in ihre Winterquartiere begeben, sind besonders betroffen. Reflektionen von Vegetation oder Gebäudestrukturen in Verbindung mit niedrigem Sonnenstand führen dazu, dass Vögel Hindernisse oft nicht erkennen.
Der Vogelschlag ist am Flughafen BER ein wiederkehrendes Thema. Rund um das Terminal 1 dokumentierten Naturschützer*innen, darunter langjährig Engagierte des BUND Berlin und des NABU Berlin, immer wieder zahlreiche Vogeltote wie Turmfalken, Eisvögel und Waldschnepfen. Besonders in der Zugvogelsaison im Herbst und Winter waren die Vogelopfer erheblich. Zum Winter 2024 wurden endlich rund 3.750 m² Glasfläche mit für die Vögel sichtbaren Punkten nachgerüstet, um die Zahl der Kollisionen zu verringern.
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Die Maßnahmen am BER sind ein Anfang und ein Erfolg der jahrzehntelangen Bemühungen für mehr Artenschutz an Gebäuden. Doch letztlich deckt die Nachrüstung nur ein Fünftel der gesamten Glasfassade ab. Großbauprojekte müssen Vogel- und Artenschutz von Anfang an in der Planung mitdenken und nicht erst reagieren, wenn es zu spät ist.
Allein in Deutschland sterben jedes Jahr etwa 100 Millionen Vögel an den Folgen des Zusammenstoßes mit einer Glasfläche. Dabei wäre es so einfach, diese Unfälle zu vermeiden: Privatpersonen, Firmen und Architekt*innen können mit einfachen Maßnahmen Fenster und Glasflächen insbesondere in Herbst und Winter sichtbar machen, etwa durch Markierungen, Vorhänge oder spezielle Folien. Auch in Schulen oder Kitas können niedrigschwellige Maßnahmen wie Fensterfarben oder bunte Klebefolie an Fenstern Vögel retten.
Text: Janna Einöder, 19.11.2025
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Der Turmfalke ist mit rund 35 Zentimetern Größe und einer Spannweite von 75 Zentimetern eher klein, der im Flug an seinen spitzen Flügeln und dem charakteristischen Rütteln erkennbar ist. In Berlin ist er relativ häufig anzutreffen. Mehr →