Vom Plan zur Praxis

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In Plankstadt und Mutlangen lernten Mitarbeitende und Ehrenamtliche aus den 15 aktuellen „Natur nah dran“-Kommunen, wie naturnahe Flächen angelegt werden. Die neu gestalteten Flächen sehen karg aus – …

Beim Workshop im Herbst werden naturnahe Flächen angelegt

Plankstadt/Mutlangen – Schaufeln, Rechen und jede Menge Pflanzgut. So sieht das Lehrmaterial bei „Natur nah dran“ aus. Ende September bzw. Anfang Oktober haben Mitarbeitende und Ehrenamtliche aus 15 Kommunen bei zwei Anlage-Workshops in Plankstadt und Mutlangen, öffentliche Grünflächen mit Wildpflanzen bestückt. Damit wird der Grundstein für Lebensräume für Insekten, Reptilien und Vögel gelegt. Plankstadt im Rhein-Neckar-Kreis Karlsruhe und Mutlangen im Ostalbkreis sind die Demonstrationskommunen des aktuellen Förderjahrgangs: Exemplarisch werden hier Schulungen für die übrigen Kommunen durchgeführt.


Bilder aus Plankstadt



  • Naturgartenplanerin Eva Distler (vorne links) erklärt den Teilnehmenden die Anlage-Methoden – Foto: NABU/K. Wörner

  • Ein Beet wird mit Stauden bepflanzt – Foto: NABU/K. Wörner

  • Plankstadts Projektverantwortliche Ulrike Krause sät ein – Foto: NABU/K. Wörner

Auch Schotter kommt zum Einsatz

Unter Anleitung der Naturgartenfachleute Dr. Eva Distler und Dr. Reinhard Witt lernten die Teilnehmenden verschiedene Anlagemethoden kennen. Dabei kommt es vor allem auf die Vorbereitung des Bodens an. „Je magerer der Boden, desto bunter, also artenreicher“, so Witt. „Außerdem wollen wir keine Samen oder Wurzelstücke von wuchernden Arten im Boden, die nachher die gewünschten Pflanzen verdrängen.“ An einigen Standorten wird der Boden deshalb durch Schotter und Kompost ausgetauscht. Das gibt zunächst ein trostloses Bild ab.

Reinhard Witt wirbt für Geduld: „Die neuen Flächen sind nicht mit den verrufenen Schottergärten zu verwechseln, auch wenn sie aktuell so ähnlich aussehen. In einigen Monaten verwandeln sie sich zu Nahrungsquellen für Insekten.“ Der Anblick der kargen Flächen über die Wintermonate kann zur Geduldprobe werden, der Anlage-Zeitpunkt im Herbst bietet aber einen entscheidenden Vorteil: Durch die nasse Witterung haben gepflanzte Stauden und Gehölze mehr Zeit sich zu etablieren, bevor sie im nächsten Sommer Hitze und Dürre trotzen müssen.


Bilder aus Mutlangen



  • Teilnehmende pflanzen Frühblüher, wie Gelben Lauch, zwischen die Stauden – Foto: NABU/K. Wörner

  • NABU-Projektleiter Martin Klatt hilf mit beim Staudenpflanzen – Foto: NABU/K. Wörner

  • Gutes Pflanzwetter: Trotz des Regens wird das neue Beet auf dem Saumwall angelegt – Foto: NABU/K. Wörner

  • Etwa 50 Teilnehmende aus sieben Kommunen waren in Mutlangen zu Gast – Foto: NABU/K. Wörner

Blumenzwiebeln für frühe Blüte

„Die Menschen vor Ort dürfen sich auf mehr Summen und Brummen mitten in ihrer Nachbarschaft freuen. Es profitieren aber nicht nur Bienen und Schmetterlinge – sondern die naturnahen Flächen laden Jung und Alt zum Verweilen, Staunen und Erleben ein“, schwärmt NABU-Projektleiter Martin Klatt. „Beobachten lohnt sich, denn die Flächen verändern sich ständig. In den ersten Monaten sehen sie noch karg aus. Aber schon im Frühjahr zeigen sich die ersten Blüten und mit ihnen die summenden Blütenbesucher. Wenn die ersten Frühblüher aufgehen, profitiert zum Beispiel die Mauerbiene“, beschreibt Klatt die Entwicklung. Auf „Natur nah dran“-Frühblühern kommen neben heimischen Arten, wie Blaustern und Hohlem Lerchensporn, auch Krokus, Winterling und Traubenhyazinthe zum Einsatz. Diese wurden vor mehreren hundert Jahren durch den Menschen in Deutschland eingeführt, gelten mittlerweile aber als etabliert und bereichern neben heimischen Wildpflanzen das Nahrungsangebot für Insekten im Frühjahr.